vier stücke für flöte und cembalo
mit zwei gläsern und einer holzleiste (2010 – 2018)
I – lichtkugelkeimling
II – lebenshonig
III – osmose des schlafens
IV – kreisschichten: ein spiel
für Hannes Immelmann
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fassung für flöte, klarinette & viola (2021):
überunhörbar I – per:mutativ
überunhörbar II – e:volutiv
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»s i m p l y s i m p l e m u s i c !« – neue musik für klein und groß
=> => => => => => => => => => => => =>UA in einer Fassung für Flöte, Klarinette und Akkordeon:
Sonntag, 15. August 2021
Landesmusikakademie Sachsen im Schloß Colditz
Abschlusskonzert des 1. Sommerkurses des
Landesjugendensembles für Neueste Musik
Francy Häring, fl
Henrike Herrmann, klar
Leonard Friese, akk
per:mutativ
was gibt es für wörter, die das lautlose, unhörbare Sterben zeigen, des Waldes z.B., oder jedenfalls das beunruhigende Gefühl, unbemerkt erkrankt zu sein? in der ersten fassung des stücks habe ich ein permutationssystem von tönen erdacht, das einen langsamen immerwährenden kreislauf ermöglicht, immer wechseln einige töne, immer bleiben welche. ein sehr harmonisches modell. das wollte ich jetzt nicht mehr so lassen. in der neufassung gibt es zwar das permutationssystem noch, aber die hängenbleibenden töne unterliegen subtilen klanglichen veränderungen, die der illusion eines ewigen kreislaufs entgegenstehen. per:mutativ: durch mutation, durch veränderung.
e:volutiv
der titel des stückes bezieht sich auf den ursprünglichen sinn des
lateinischen Wortes »evolutio«, das das entrollen einer buchrolle meint,
das aufschlagen eines buches, das lesen und – im mittellateinischen –
daher auch eine zeitspanne.
dem entspricht die idee, dieses stück im wahrsten sinne des wortes zu ‚entrollen‘.
durch die jeweilige les-art der mitspieler:innen und ihr individuelles zeitmaß
entsteht das stück in jeder aufführung neu, wird ‚laut gelesen‘.
das ende mit dem nochmaligen gemeinsamen beginnen wird daher verwundern, aber:
es ist das spiel mit dem versuch eines ‚nochmal von vorne‘ – an dem punkt, wenn das
tonmaterial des anfangs wieder erreicht ist und mit der frage, ob es das ‚nochmal von
vorne‘ überhaupt jemals wirklich gibt.
das bedeutet konkret:
jede:r mitspieler:in spiele die eigene stimme im eigenen maß des
beschleunigens und verlangsamens, haltens oder weitergehens.
dabei sollen und dürfen neben dem komponierten notentext drei dinge einfluß auf
das geschehen haben:
erstens die bedingungen des instruments (wie z.B. atem, bogen, grifftechnik)
und der eigenen kapazität;
zweitens die eigenen vorlieben in musikalischer hinsicht: wie sehr wirbeln lassen?,
wie gemächlich?, wieviel ruhe im ausklingen oder wie rasch weiter?, usw. –
und drittens die eigenen wünsche in musikalischer kommunikation, die wünsche nach
bestimmten zusammenklängen, energieverläufen, nach eigenständiger oder
gemeinsamer aktion, nach warten, zurückbleiben oder aufholen usw.