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Steine Jerusalems

Programm des Bessiner Kammerchores (2006 – 2008)

Musik aus Judentum, Christentum und Islam

Bessiner Kammerchor
Hanan El-Shemouty, Gesang, Qanoun, Percussion
Friedemann Stolte, Leitung

kompositionen von guillaume dufay, heinrich schütz, orlando di lasso, darius milhaud, avi eilam-amzallag, paul ben-chaim, yedidya admon

Jerusalem wird einerseits in allen drei großen monotheistischen Religionen als himmlische, heilige Stadt, als Stadt der Verheißung und der Fortdauer göttlicher Offenbarung, als Stadt des Friedens besungen, andererseits ist sie wie keine andere Stadt aus religiösen Gründen umkämpft worden. Die Ursprünge auch heutiger Konflikte reichen tief in die Geschichte dieser drei eigentlich einer gemeinsamen Wurzel entstammenden Religionen.

Unser Programm zu diesem vielschichtigen und widersprüchlichen Bild Jerusalems wird von mehreren Fäden durchzogen.

Der Faden der Sprache: Jede Religion hat ihre eigene Kultsprache – hebräisch, lateinisch (in der katholischen Tradition) und arabisch –, die in diesem Konzert auch zu hören sein werden.

Der Faden musikalischer Kultur und der Durchdringung ihrer verschiedenen Entwicklungen:
der einstimmige Gesang ist die gemeinsame Wurzel, aus der sich die abendländische Musik in Richtung Mehrstimmigkeit entwickelte, während die arabische Musik die Einstimmigkeit weiterführte.

Der Faden der Hoheliedvertonungen: Das Hohelied, das heute oft als wunderschöne Liebeslyrik gesehen wird, ist im Laufe der Geschichte auf verschiedenste Weise interpretiert worden, vor allem als allegorische Hochzeit wie zwischen der Braut Jerusalem und Gott oder Christus als Bräutigam.

Diese Fäden, die „Steine“ der Verheißung und die „Steine“ von Tod und Klage münden im Chor der Steine, einem Stück nach einem Text von Nelly Sachs, in eine Art neuen Gesang aus Liebe und Hoffnung: …kann erwachen an einem Kuß.

Das musikalische Spektrum ist breit: es reicht von Hymnen Guillaume Dufays (Urbs beata Jerusalem) über ein schönes Beispiel der zahlreichen Lamentationes-Vertonungen von Orlando di Lasso, ein Stück von dessen Zeitgenossen, des italienischen Juden Salamone de Rossi (Ps.137) und eine Hoheliedvertonung von Heinrich Schütz bis zu Werken des 20. und 21. Jahrhunderts in sehr verschiedenen Farben: Darius Milhaud (Jerusalem), Paul Ben Chaim (Yefei Nof), Friedemann Stolte (Chor der Steine).

In diesen Teppich hineingewebt ist die traditionelle arabische Musik: Lieder, die Jerusalem (El Quds) besingen, ein Gebetsruf, ein Lied mit traditionellem sufistischem Text…, die vom Qanoun, einem zitherartigen Instrument, oder Perkussionsinstrumenten begleitet werden.
Wie sich in unserem Programm verschiedenste Kulturen, Anschauungen und Denkweisen begegnen, mitunter hart aufeinander treffen und sich doch ineinander verweben, ist auch für uns eine Reise in unbekanntes, unsicheres Terrain.

eigene komposition: chor der steine